Interview mit Marc Stratmann: Warum der VfR Horst gern aufsteigen würde, sich aber keinen Zwang auferlegt
- Publiziert in Vereinsleben
Zwei Negativserien im November 2014 und seit April haben den Fußball-Verbandsligisten VfR Horst von der Tabellenspitze ins Mittelfeld abrutschen lassen. Im Interview nimmt der Vereinsvorsitzende Marc Stratmann dazu Stellung und sagt, wie es in der kommenden Saison mit der gleichen Truppe und einer zusätzlichen dritten Männermannschaft weiter gehen soll.
Haben Sie sich Gedanken darüber gemacht, was mit der Mannschaft los ist? Marc Stratmann: Der Bruch kam mit dem Rückspiel gegen Reher/Puls, das wir verloren haben. Man hat danach gesehen: Es gibt nur einen Aufsteiger und wir spielen noch um die Goldene Ananas. Es ist, was man so gesehen hat, der Wille weg. Das ist einfach unerklärlich nach einer Hinserie, in der wir Herbstmeister geworden sind.
Vielleicht hat die Mannschaft gerade im ersten Saisondrittel auch deutlich über ihrem eigentlichen Niveau gespielt? Wir hatten auch viel Glück. Das haben wir erkannt und auch darum in der Winterpause den Kader verstärkt, weil wir die Möglichkeit hatten, Spieler wie Micha Dehner oder Patrick Scheidt zu holen. Die Spieler haben sich angeboten und gefragt, ob sie hier spielen können. Da muss man dann als Verein zuschlagen, um den Kader aufzufüllen. Die Kaderdecke war nicht so groß. Wir sind im Amateurfußball, wo viele selbstständig oder aber in der Ausbildung sind bzw. Fortbildungen machen. Die sind halt nicht ständig da. Das hat man erkannt.
Wenn der Verein diese – wahrscheinlich auch finanziellen – Anstrengungen unternimmt und sie fruchten nicht. Was dann? Was finanzielle Anstrengungen angeht: Wir können’s beim VfR nicht und wir wollen’s beim VfR nicht. Das hat man bei Schotte Scheidt gesehen, der erst gesperrt war. Wenn man die Zusammenhänge erkennt, weiß man auch, wie das abgelaufen ist.
Nämlich wie? Man hat sich erst mit dem FCE nicht geeinigt, und dann hat man sich geeinigt – im Sinne des VfR. Wir sind ein gesunder Verein und wollen das bleiben. Wir haben einmal gesehen, was andernfalls passieren kann. Andere Vereine erleben das jetzt – ob das der FC Elmshorn war oder jetzt der VfR Neumünster. Ein Micha Dehner hat in Flensburg nicht mehr gespielt. Daher hatten wir eine Chance, denn er wollte noch einmal mit seinem Bruder (Timon Dehner, die Red.) zusammen spielen. Bloß die beiden haben es natürlich schwer. Sie haben bisher unter ihren Möglichkeiten gespielt – keine Frage. Wenn man in eine Mannschaft kommt, in welcher der Bruch da ist, ist es aber auch schwer. Sie zeigen alle nicht die Leistung auf dem Platz, die sie normal zeigen würden.
Es ist nie gesagt worden „Wir wollen in die Schleswig-Holstein-Liga“, sondern es hörte sich immer so an, wie „Wir nehmen’s mit, wenn es klappt“. Nun klapp’s nicht. Wie ist die Stimmungslage? Wir sind Herbstmeister geworden und die Mannschaft hat gesagt: „Wir wollen’s schaffen“. Man hat aber nie Druck auf die Mannschaft ausgeübt – auch nicht mit den Neuzugängen im Winter. Wir haben nie gesagt: „Wir wollen jetzt unbedingt den Aufstieg!“. Wenn wir Platz vier schaffen, ist das o. k., alles darunter ist enttäuschend für den Vorstand. Wir als Vorstand haben den Auftrag, darauf vorbereitet zu sein, wenn man den Aufstieg schaffen kann. Es ist ja kein Pappenstiel, eine Etage höher zu gehen. Es hat finanziell einige Auswirkungen. Da haben wir im Vorstand die Arbeit gemacht und konnten der Mannschaft sagen: „Wenn ihr es sportlich schafft, dann steigen wir auf.“.
Ist damit der Grundstock gegeben, dass Sie das Thema Aufstieg in der nächsten Saison erneut angehen können? Der Grundstock ist da. Wir wollen und können oben mitspielen und das Ziel einer Mannschaft sollte sein, Meister zu werden. Aber es ist nicht von uns vorgegeben, dass es sein muss. Wir sind in der Verbandsliga gut aufgehoben. Wenn der Aufstieg in drei Jahren passiert, passiert er in drei Jahren, oder er passiert vielleicht überhaupt nicht.
Sie haben im Vergleich zu anderen Vereinen immer noch eine volle Hütte bei Heimspielen. Dass die Fans auch in dieser Situation zum VfR halten; bei anderen Vereinen wäre die Hälfte weg. Das Umfeld hat von der Mannschaft sicher mehr erwartet, als sie sich präsentiert hat. In Wankendorf war der Einsatz o.k., aber in dem letzten Heimspiel war es unterirdisch. Das war nicht das Niveau des VfR Horst. Da sind dann auch die Fans enttäuscht. Wir haben nur noch ein Heimspiel und da verlangen die Fans, dass sich die Mannschaft zerreißt – egal ob es nun um die goldene Ananas geht oder nicht.
Sie wollen den Männerbereich breiter aufstellen und eine dritte Mannschaft melden. Erklären Sie bitte, warum. Der Kader der Ersten bleibt, Stand heute, so zusammen, wie er ist. Bei der zweiten Herren ist dies auch so. Wenn alle fit sind, haben wir für beide Mannschaften einen Kader von 43 Spielern. Da fallen natürlich immer mal welche weg. Weil wir den Breitensport besser aufstellen wollen, haben wir die dritte Mannschaft gegründet. Aus dem Stand haben wir für diese 15, 16 Spieler – ohne Erste und Zweite. Darunter sind viele aus den Alten Herren. Wir haben da noch Cracks, die damals gespielt haben.
Wo bleibt der Nachwuchs? Es kommen acht Spieler aus der A-Jugend hoch, denen wir ein breites Angebot anbieten wollen. Es werden nicht alle im Ligakader spielen können. Es sind auch viele dabei, die höchstens in der Zweiten spielen können. Um die halten zu können, haben wir uns überlegt, dass wir auch diese mit der Dritten auffangen können, damit sie eben nicht abwandern oder gar ganz aufhören.
Autor: EN/Michael Bunk